Zeit gewinnen.

Natürlich brauchen wir neben der Eindämmung des Bevölkerungswachstums und mehr Bescheidenheit bei unserem allgemeinen Warenkonsum insbesondere eine Energie- und Mobilitätswende. Ohne emissionsfreie Energie und Mobilität werden wir die globale Erhitzung nicht aufhalten können. Doch die Trans­formation dieser beiden Sektoren bedarf großer technischer Anstrengungen, Ressourcen­auf­wand, Geld und vor allem Zeit.

In dem Buch ‘Wir sind das Klima’ zitiert der Autor Jonathan Safran Foer den Co-Autor der bereits erwähnten Worldwatch Studie siehe auch 8.), Jeff Anhang, mit folgenden Worten:

“Wahrscheinlich ist es unmöglich, den Klima­wandel aufzuhalten, indem man auf fossile Brennstoffe verzichtet. Nach einer Schätzung der Internationalen Energieagentur würde es 53 Billionen Dollar kosten und mindestens 20 Jahre dauern, die Infrastruktur für die dafür nötigen erneuerbaren Energien zu schaffen. Dann wäre es voraussichtlich zu spät. Tier­produkte durch Alternativen zu ersetzen, bietet dagegen die einmalige Chance, schnell Treibhausgasemissionen zu reduzieren und zugleich Land zur Verfügung zu stellen, auf dem Bäume schon bald überschüssiges CO2 aufnehmen könnten. Tierprodukte zu ersetzen ist also offenbar der einzige gangbare Weg, den Klimawandel aufzuhalten, ehe es zu spät ist.”

In einer Studie aus November 2020 kommen Clark, Domingo et al. zu dem Ergebnis:
“Selbst wenn wir die Emissionen fossiler Brennstoffe sofort beseitigt würden, würden Emissionen aus dem globalen Ernährungssystem allein die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 ° C unmöglich machen und bis zum Ende des Jahrhunderts sogar die Einhaltung des 2 ° C Ziels gefährden. Daher sind wesent­liche Änderungen in der Lebens­mittel­produktion erforderlich, wenn wir die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreichen wollen.”

Die bereits zitierte Studie von Hayek und Harwatt zeigt, dass die Freigabe von Land durch ein pflanzenbasiertes Ernährungssystem uns in die Lage versetzt CO2-Senken aufzuforsten, welche unseren Treib­haus­gas­emissionen entgegen­wirken und so die Zeit bis zur Ausschöpfung unseres verbleibenden CO2-Budgets verlängern können. Durch eine rein pflanzliche Ernährung der Weltbe­völkerung würde so CO2 in der Größen­ordnung gebunden, wie wir in den letzten 16 Jahren durch die fossilen Energien emittiert haben.

Außerdem sind die ökologischen Aspekte der Ernährungswende nicht zu unterschätzen! Halten wir weiter an dem aktuellen Ernährungs­system mit Tierprodukten fest und geht der Trend zu immer mehr Tierprodukten auf dem globalen Speiseplan weiter, dann beschleunigen wir damit weiter das Arten­sterben und riskieren einen Kollaps des Ökosystems siehe auch 5.). Der exorbitante Wasserverbrauch für Tierprodukte verstärkt Dürren, beschleunigt das Absterben der Vegetation und erhöht das Risiko von Wald­bränden siehe auch 6.). Die fortgeführte Entwaldung für immer mehr “Nutztier”-Weiden und Futter­mittel­plantagen allein kann bereits in 20 bis 40 Jahren das Ende unserer Zivilisation bedeuten siehe auch 4.). Durch die Zer­störung des Nährstoff­gleichgewichts vernichten wir in dramatischer Geschwindigkeit fruchtbare Böden, und verlieren unsere Fähigkeit Nahrungs­mittel zu erzeugen siehe auch 7.). Und nicht zuletzt erhöhen wir dramatisch das Risiko neuer Pandemien siehe auch 9.)

Fazit: Die Wende hin zu einem rein pflanzlichen Ernährungssystem ist der wichtigste, elementarste und einzige Weg all diese katastrophalen Entwicklungen abzumildern oder zu vermeiden, um uns, unseren Kindern und den kommenden Generationen kostbare Zeit zu verschaffen, um all die anderen wichtigen Klimaschutzmaßnahmen überhaupt umsetzen, sich auf die bevorstehenden schlechten Zeiten besser vorbereiten und die Klima- und Umweltkatastrophe vielleicht als Spezies überleben zu können.